In zwei Wochen ist der erste Advent. Für meine Töchter und mich immer eine Zeit des besonderen Zaubers, verbunden mit einer Vielzahl von Ritualen, die beide unendlich lieben. Dies ist nun schon das vierte Weihnachten, indem wir all unseren Weihnachtszauber nur noch unter Schwierigkeiten leben können, dennoch ist es bislang immer gelungen.
Bislang ist es mir trotz aller Streitigkeiten und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Vater immer gelungen, unsere Rituale mehr oder weniger weiter zu leben mit den Mädchen. Im vergangenen Jahr erhielten sie ihre Päckchen bei jedem Umgangstermin, der unter Aufsicht stattfand, im Jahr davor im Wechselmodell mussten die Päckchen für die Wochen, in denen sie bei ihrem Vater waren, immer aufgehoben oder im Voraus mitgenommen werden. Im Jahr davor, habe ich sie den Großeltern zugeschickt, da der Vater zu diesem Zeitpunkt noch bei seinen Eltern mit den Mädchen wohnte. Inzwischen nimmt der Vater nicht einmal mehr Post für Charlotte* entgegen, das Jugendamt hat ebenso keine Bereitschaft diese an den Vater weiterzugeben.
Im vergangenen Jahr erhielt ich dann sieben Tage vor Weihnachten den Beschluss, dass mir das Sorgerecht entzogen worden war. Ich sei manipulativ, würde Vater und Kinder pathologisieren, die Vater-Kind-Beziehung sei hierdurch gefährdet – festgestellt durch einen Gutachter, der mich und die Kinder praktisch nicht begutachtet hat. Auf der anderen Seite seien meine Vorbehalte gegenüber dem Vater bezüglich der Vernachlässigung berechtigt, weswegen ihm eine Familienhilfe als Auflage auferlegt wurde. Auch würde man ihm die Gesundheitssorge entziehen, wenn er sich nicht um einen Therapieplatz der Mädchen bemühe, wofür ich ebenfalls stets gekämpft hatte (dieser besteht meines Wissens nach bis heute nicht – bislang ohne Konsequenzen). Auch seine Fähigkeit, den Kontakt zu mir zu fördern, wurde vom Amtsgericht als unzureichend eingestuft, weswegen ihm Teile des Sorgerechts entzogen wurden. In Kürze also sinngemäß: der Vater ist nur begrenzt geeignet für seine Kinder zu sorgen, aber damit offensichtlich immer noch mehr als eine angeblich manipulative Mutter.
Am Heiligabend sieben Tage später durften meine Kinder nicht ihrem Wunsch entsprechend bei mir feiern, wir durften nicht telefonieren. Sechs Stunden am ersten Weihnachtstag haben wir miteinander verbracht.
Julia* freut sich in diesem Jahr schon seit Wochen auf ihren Adventskalender, den ich für beide genäht hatte, als Charlotte noch ein Baby gewesen ist, und immer mit verschiedensten kleinen Spielzeugen und Aufmerksamkeiten fülle. Was wir mit Charlottes Päckchen machen werden, fragt sie mich. Auch ich frage mich das....
Auch Adventskranz binden, Kekse backen, den Adventsweg gestalten, unser Adventsbüchlein bei Kerzenschein lesen, den Tannenbaum schmücken, das Weihnachtsessen vorbereiten, den Weihnachtsmarkt besuchen. All das wird Julia, wenn wir Glück haben, in diesem Jahr wieder mit mir genießen können, schmerzlich wird aber Charlotte dabei fehlen.
Julias und mein größter Weihnachtswunsch: dass wir Charlotte endlich wiedersehen und friedlich mit ihr gemeinsam Weihnachten feiern können.
* Namen geändert
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