Am Mittwoch war das Jugendamt bei uns. Sie wünschten ein Gespräch mit Julia*. Mir sagten sie vorab, dass eine Kindeswohlgefährdungsmeldung der Exschwiegereltern geprüft werden müsste. Julia gegenüber hieß es, sie kämen nur, weil sie gerne einmal mit ihr sprechen und ihre Wünsche erfragen würden, dass sie nicht auf Veranlassung ihres Vaters kämen. Zuvor hatte man mir schriftlich zugesichert, dass der Termin nicht als Inobhutnahmetermin geplant wurde, sondern es nur um ein Gespräch ginge. An diese Absprache hielt sich das Jugendamt, ansonsten scheint es leider das einzig Positive zu sein, was ich aus diesem Gespräch mitnehmen kann.
Das Gespräch fand absprachegemäß zwischen Julia, einer von ihr gewählten Vertrauensperson und zwei Mitarbeiterinnen des Jugendamts statt. Ich nahm an dem Gespräch nicht teil, um eine Manipulation durch mich auszuschließen. Julia nannte den beiden Mitarbeiterinnen auf Nachfrage mehrfach ihre Wünsche: bei mir bleiben zu dürfen, nicht noch einmal gegen ihren Willen zu ihrem Vater zu müssen, Charlotte* bei mir wiedersehen zu dürfen, mit Charlotte und mir und unseren Katzen bei uns zu Hause Weihnachten feiern zu können. Sie benannte deutlich, dass sie Angst habe erneut mit Polizeigewalt von mir getrennt und zu ihrem Vater gebracht zu werden.
Die beiden Mitarbeiterinenn zeigten sich scheinbar verständnisvoll. Einen Zauberstab hätten sie jedoch nicht, erklärten die Damen, aber dass sie ihre Wünsche bei ihren Entscheidungen berücksichtigen würden. Und: dass sie Julias Wünsche mit ihrem Vater besprechen würden.
Heute, nur zwei Tage später meldete sich die zuständige Jugendamtssachbearbeiterin Frau P bei mir, dass sie bezüglich des Umgangs zwischen den Schwestern, den das Jugendamt vor anderthalb Monaten angeboten hatte, nichts machen könne. Der Vater habe hierzu keine Rückmeldung gegeben. Es sei ein freiwilliges Angebot des Jugendamts ohne jegliche Konsequenzen.
Noch einmal zur Erinnerung: als meine Töchter vor anderthalb Jahren fünf Wochen lang nicht zu ihrem Vater WOLLTEN, wurde hierdraus die Konsequenz gezogen, dass sie gänzlich zu ihm mussten, da anderenfalls die Beziehung zwischen Vater und Töchtern gefährdet sei. Nun unterbindet der Vater entgegen der Wünsche seiner Töchter seit fünf Monaten den Kontakt zueinander und dies soll konsequenzenlos sein?????
Nun hat Charlotte uns seit über fünf Monaten nicht gesehen, obwohl sie dringlich zu uns den Kontakt wünscht, ihn für eine gesunde Entwicklung dringend braucht. Und nun soll es keinerlei Handlungsmöglichkeiten des Jugendamts geben? Was ist mit einer Gefährdung des Kindeswohls aufgrund von Kontaktabbruch zu ihren wichtigsten Bezugspersonen? Was ist mit den Hoffnungen, die Julia bei diesem erneuten Termin gemacht wurden? Das ist schlicht und ergreifend gemein und unfair gegenüber meiner Tochter, ihr zunächst Hoffnungen zu machen, dass sie ihre Wünsche ernst nehmen möchten, und dann im direkten Anschluss sie wieder im luftleeren Raum stehen zu lassen.
Nach diesem ernüchternden Ergebnis des Termins möchte ich trotz alledem noch einmal ganz herzlich allen Freunden danken, die den Termin am Mittwoch begleitet haben, das war für Julia eine große Entlastung und Erleichterung.
*Namen geändert
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