Bevor ich nähere Berührung mit dem Familiengericht bekommen habe, hätte ich das, was meinen Kindern und mir widerfahren ist, niemals für möglich gehalten. Auch ich hatte die Vorstellung: da muss ja schon etwas Gravierendes nicht stimmen bei der Mutter, da muss ja schon viel vorgefallen sein, damit man ihr die Kinder nimmt. Eine Mutter ohne Sorgerecht ist auffällig. Auch ich hatte die Vorstellung, dass es manipulative Mütter gäbe, die aus Rachegedanken und Egoismus den Vätern die Kinder nehmen. Doch ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass man mich eines Tages zu diesen Müttern zählen würde. Sicher gibt es irgendwo auch die ein oder andere, die aus Egoismus handelt, aber was ich seitdem erlebt habe, welche Geschichten ich gehört habe von anderen Betroffenen, so waren es alle Mütter in großer Not, die nur für eine friedliche Kindheit ihrer Schützlinge gekämpft haben. Von Rachegedanken und Egoismus meilenweit entfernt!
Am Anfang fühlte ich mich falsch, schämte mich, war der Meinung, ich hätte etwas falsch gemacht, den falschen Anwalt, nicht genug meinen Standpunkt deutlich gemacht, und, und, und… Diese Annahmen wurden natürlich von der Gegenseite immer weiter befeuert, jegliche Handlung von mir wurde gefühlt bestraft.
Nachdem meine Kinder im Januar 2020 zum zweiten Mal mit Polizeigewalt von mir getrennt wurden – diesmal in der Schule – wandte ich mich an jegliche Institutionen, Behörden, politische Stellen mit der Bitte um Hilfe und Unterstützung. Die Reaktion war immer dieselbe: ich sei ein bedauerlicher Einzelfall.
Seitdem ist sehr viel Zeit vergangen, in welcher ich zunehmend und immer wieder auf diese bedauerlichen Einzelfälle gestoßen bin. Immer wieder verlaufen die Geschichten dabei meiner Beobachtung nach mit einer ähnlichen Systematik: die Mutter berichtet von Gewalt oder Missbrauch an ihr und/oder den Kindern - wenn die Mutter Verhaltensauffälligkeiten an ihren Kindern beobachtet, werden diese häufig negiert u.a. auch, da der Vater diese nicht beobachtet - die Mutter wird in der Folge für bindungsintolerant erklärt (das heißt, dass sie den Kontakt zum Vater nicht richtig fördern würde) und/ oder es wird ihr eine psychische Störung bzw. die Absicht (erweiterten) Suizid zu begehen, unterstellt - Aufgrund dieser Annahmen/ Unterstellungen werden ihr sodann die Kinder genommen und die Kinder zu dem Vater umplatziert, gegen den diese Vorwürfe bestehen, die teilweise nicht nachgewiesen werden können, teilweise aber auch nachgewiesen sind (wenn diese Umplatzierung scheitert, landen die Kinder nicht selten auch im Heim) - In der Folge kommt es meist zu nicht größerer Bereitschaft auf Seiten der Väter die Umgänge mit den Müttern zu fördern. Die Kinder haben dann nur spärliche Kontakte zur Mutter und leiden darunter mehr oder weniger sichtbar - Rückgängig wird dann jedoch nichts mehr gemacht, da es heißt, dass ein erneuter Aufenthaltswechsel zu belastend für das Kind sei. Wenn einmal eine endgültige Sorgerechtsregelung getroffen wurde, ist diese um ein vielfaches schwerer abzuändern als sie erstmals zu erhalten.
Das Perfide daran: mit dem Argument die Mutter würde die Kontakte zum Vater nicht richtig fördern wird erreicht, dass es die Mütter sind, zu denen die Kinder letztlich kaum oder keinerlei Kontakte mehr haben. Da diese in der Regel vormals die Hauptbindungspersonen waren, stellt dies einen gravierenden und sehr schmerzhaften Verlust dar, unter dem die Kinder langfristig leiden und welcher vielfältige psychische Folgen nach sich ziehen kann.
Ich schreibe hier bewusst von Vater und Mutter und nicht von dem einen oder anderen Elternteil, da das Konzept der sogenannten Bindungsintoleranz, was im Übrigen keinerlei psychologische Basis hat, meiner Beobachtung nach von den Verfahrensbeteiligten zumeist auf Mütter, nicht aber auf Väter angewendet wird.
Diese Systematik hat auch der Soziologe Hammer in seinen Fallstudien über 612 ungerechtfertigte Inobhutnahmen entdeckt:
https://www.vamv.de/fileadmin/user_upload/bund/dokumente/intern/Inobhutnahmen_Teil_2_28082020.pdf
Auch die Mias beobachten diese Systematik seit längerem:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen