Als ich im letzten Jahr das erste Mal an der #whitelilyrev teilnahm, war ich enttäuscht von unserem Rechtssystem, aber ich hatte noch die Hoffnung, dass man für das Wohl der Kinder entscheiden würde, wenn es nur recht sichtbar würde, welch psychischem Druck und Missachtung ihrer Persönlichkeit sie ausgesetzt wurden.
Meine Töchter waren zu diesem Zeitpunkt bereits einmal mit Polizeigewalt unter Tränen und Geschrei von mir getrennt worden – weil sie an drei Terminen nicht mehr zum Wechselmodellumgang wollten, nachdem sie mir und dem Vater gegenüber bereits über Monaten eindringlich darauf gedrängt hatten, wieder bei mir leben zu dürfen und den Vater nur zu besuchen. Nach dieser gewaltvollen Trennung, die mir schon damals völlig unverhältnismäßig erschien, habe ich stets beide Mädchen nach jedem Umgang zu ihrem Vater zurückgebracht, obwohl sie mich stets angefleht haben, länger bei mir bleiben zu wollen. Sie haben stets gegenüber der Umgangspflegerin angegeben, dass sie bei mir leben wollen, dass bei Mama ihr zu Hause sei, was diese sogar in ihren Bericht ans Gericht aufnahm. Die Umgangsbegleiterin motivierte sie immer wieder zu einer Rückkehr zu ihrem Vater mit den Worten, dass sich ihre Situation verbessern würde, wenn sie sich an alle Regeln hielten. Charlotte* musste am Ende der Umgänge immer wieder auch von ihrem Vater weggetragen werden, da sie sich weigerte zu ihm zurückzukehren. Wir haben uns 10 Monate lang begleiteten Umgängen ausgesetzt, obwohl drei verschiedene UmgangsbegleiterInnen bereits nach wenigen Terminen keinerlei Manipulationen feststellen konnten. Auch nachdem meine Töchter beide zeitgleich Knochenbrüche hatten, ungepflegt im Gerichtssaal und bei den begleiteten Umgängen erschienen, meine Große einen Bänderriss hatte und schließlich sogar noch Asthma entwickelte, brachte ich die Kinder stets zurück.
Dennoch wurde mir dann im Dezember 2020 das Sorgerecht gänzlich entzogen. Die Situation der Mädchen verbesserte sich nicht im mindesten. Die Missachtung ihrer Wünsche blieb. Der Verlust ihres Zuhauses, ihrer Kontakte zu Oma und Opa, Tante, Cousins, Patentanten und weiteren Freunden, der Verlust vieler, vieler Rituale, die sie von klein auf kannten. Keinerlei Feste mehr zusammen, keinerlei Ferienzeiten. Stets nur begrenzte, kurze Zeit bei mir zu Hause, was sie auch nach wie vor als ihr zu Hause bezeichneten, nie mehr das Gefühl in Ruhe bei mir sein zu können.
Im April 2021 nahmen die Mädchen mit 9 und 6 Jahren am Ostersamstag ihr Schicksal selbst in die Hand und erkämpften sich so gemeinsame Ostern mit mir, nachdem sie 1,5 Jahre auf allerlei geliebte Rituale und geliebte Personen verzichten mussten. Seitdem hat Julia* nun noch mehrere Male erlebt, dass sie mit Polizeieinsätzen zurück zu ihrem Vater gebracht und stets mit einem Kontaktverbot zu mir bestraft wird, wenn sie ihren Willen auf eigene Faust durchsetzt. Charlotte musste erleben, dass sie seit ihrem einmaligen Versuch mehr Zeit mit mir verbringen zu wollen überhaupt nicht mehr zu mir nach Hause durfte und hat mich nun seit über 5 Monaten nicht mehr gesehen.
Ich bin entsetzt darüber, wie sehr der Wille von Kindern in deutschen Familiengerichten missachtet wird und spreche mich deutlich und entschieden gegen gewaltvolle Trennungen von Müttern und Kindern aus, wenn keinerlei konkrete Kindeswohlgefährdungsaspekte wie Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch ersichtlich sind. Ich bin dankbar für die #whitelilyrev und hoffe sehr, dass wir so für die Zukunft die Rechtspraxis an deutschen Familiengerichten verändern und mitgestalten können.
Falls ihr ebenfalls an der White Lily Rev teilnehmen wollt, informiert euch unter:
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